Über die Geschichte des Deutschtums von Turwall
Da in der Türkenzeit entvölkerte Dorf Turwall wurde von deutschen Siedlern wieder aufgebaut. Die erste deutsche Einsiedlerwelle war um das Jahr 1696, später kamen weitere Siedler im Jahre 1712. An der Pestepidemie 1739 starb die Hälfte der Bevölkerung des Dorfes, an ihre Stelle kamen wieder neue deutsche Familien. Der Entwicklung von Turwall
gab die Eisenbahn-Hauptlinie Wien-Budapest, der an der Dorfgrenze ausgebaut wurde, einen neuen Schwung. Der Bahnhof in Turwall und die neuen Eisenbahn-Talbrücken stellten für die ganze Subregion einen wichtigen Verbindungspunkt zu der Hauptstadt und dem Westen dar.
Am 25. und 27. Februar 1946 fuhren von diesem Bahnhof die Züge ab, mit denen 70-75 % der Turwaller Schwaben aus jenem Dorf vertrieben wurden, das mehr als 200 Jahre davor von ihren Vorgängern aus den Ruinen gebaut worden war. Die ungarische Regierung nach dem zweiten Weltkrieg entschied sich nach dem Prinzip der kollektiven Schuld für die Vertreibung der Ungarndeutschen. Die vertriebenen Turwaller konnten sich in der Umgebung von Ulm und Heidenheim niederlassen. Sie standen im Kontakt miteinander und auch mit den daheim gebliebenen. Mit der Zeit organisierten sie Treffen in der Ortschaft Herbrechtingen und dann im Jahre 1989 wurde Herbrechtingen auch offiziell zur Partnerortschaft von Biatorbágy.
Bis zur Geburt des Heimatmuseums
Mit der Unterstützung der Selbstverwaltung von Biatorbágy und durch Verwendung von bedeutenden Ausschreibungsquellen kam im Sommer 2015 das schwäbische Heimatmuseum Bechtold zustande. Dieses neue Gemeinschaftsgebäude beheimatet die deutsche Nationalitätensammlung. In dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Bechtold erwarten ein schön eingerichteter „Reinraum”, eine Küche und an der Stelle des ehemaligen Schlafzimmers eine Foto- und Dokumentenausstellung die Besucher.
Das Meublement stammt aus dem 19.-20. Jahrhundert, auf dem Tisch findet man ein gesticktes Tischtuch, Auch die Stellage ist mit einem gestrickten Streifen dekoriert. Um den Tisch herum sind ein Hocker und seitlich ein kleines Stockerl. In dem Zimmer sieht man neben dem typischen zweitürigen Kasten auch eine prachtvolle Schublade. In dem Kasten sind alte Bettwäsche, Hemden, Unterwäsche, Blusen, Röcke und Mäntel. Auch eine Wiege mit Windeln und Puppe gibt es hier. In der Küche stehen in dem schön renovierten Küchenschrank Bestecke, Teller, Gläser und verzierte Platten. Auf der Stellage stehen mit Glasur überzogene Krüge, uralte Sodawasserflaschen, Salzstreuer und noch viele Kleinigkeiten. Auf der Wasserbank sind zwei Eimer und eine kleine Kanne, darunter ein
Wurstfüller sowie ein Tomatenpassierer.
Das Erlebnis der Zeitreise machen die in zeitgenössisches Gewand verkleidete Puppen, Fotos und die anschaubare Dokumente vollständig. Neben dem renovierten Wohngebäude gibt ein neu gebauter, großer, halboffener Platz als Vorraum des alten Kellers die Möglichkeit dafür, auch Gemeinschaftsereignisse hier, auf der ehemaligen Pforte der Familie Bechtold abwickeln zu können. Hier bekommen die Veranstaltungen mit Musik und Tanz, die Beschäftigungen mit Kindern sowie die außerordentlichen Unterrichtsstunden der Nationalitätengrundschule Platz.
Charakteristika des Gebäudes
Das Bauernhaus mit Veranda und Fußgängertor als Eingang in der Fő Str. 92. wurde Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut: Giebel-Satteldach, sechsteilige Holzfenster, verputzter Halt, verputzer Rahmen um die Giebelöffnungen, verputzte und Katzentreppen nachahmende Dekoration an der Giebelwand. Die Straßenfassade ist mit Gesims-Dekoration. Das
Nebengebäude befindet sich am Ende des Hauptgebäudes: eine Sommerküche, ein Presshaus, ein Ziegelbogenkeller, und die bedeckte Terasse sind an der Stelle der ehemaligen Wirtschaftsgebäude.